Für jedes Spielzeug, egal ob für klein oder groß, gibt es ein Vorbild aus der realen Welt. Meist wurde daraus eine originalgetreue Kopie fürs Kinderzimmer, die sich zumindest optisch kaum von den realen Gebrauchsgegenständen unterscheidet. So auch beim Puppenwagen. Er gehört heute zu den modernen Spielzeugklassikern, die in keiner Puppenstube fehlen dürfen. Das reale Vorbild ist der Kinderwagen. Dies ist auch der Grund, warum ein findiger Geist erst relativ spät, nämlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, darauf kam, dieses Spielzeug zu kreieren.
Auch wenn sich die Ursprünge im Dunkel der Geschichte verlieren, so darf der Kinderwagen als eine Erfindung der Neuzeit gelten. Bis zum Ende des Mittelalters waren Mütter förmlich an ihre Säuglinge gebunden, es gab kein geeignetes Transportmittel, in dem die Babys eine gewisse Eigenständigkeit hatten und trotzdem die Nähe der Mutter nicht missen mussten. Mit Schubkarren lassen sich nicht nur Dinge, sondern auch Menschen befördern, dieser Gedanke dürfte die Initialzündung für die Erfindung des Kinderwagens gegeben haben.
Das eigentliche Vorbild für den Puppenwagen ist der Stubenwagen, ein Korbwagen, in dem Kleinkinder zur Ruhe gebettet wurden. Dieser hatte zwar Räder und konnte dadurch von einem Platz an einen anderen bewegt werden, aber er war ausschließlich für den Einsatz im Haus gedacht. Mehr Bewegungsfreiheit versprach also der Kinderwagen, an dem sich auch das Spielzeug für Puppenmamas schon bald orientierte.
Heute fahren die kleinen Puppenmamas übrigens ihre Puppen mit fast identischen Modellen herum wie ihre Muttis die kleinen Geschwisterchen. Diese Tradition geht zurück auf die 50er Jahre. Damals begann man in Westeuropa damit, die realen Vorbilder möglichst originalgetreu als Spielzeug für das Kinderzimmer zu kopieren.
Den Stubenwagen gibt es aber auch heute noch, ebenso seine Spielzeugvariante. Diese dient allerdings oft nicht mehr zum Spielen, sondern als idealer Aufbewahrungsort für alte, seltene und teilweise sehr wertvolle Puppen.